Wettbewerbsvorteile, die früher einmal entscheidend für den Erfolg Ihres Unternehmens waren, müssen heute nicht mehr zwangsläufig die gleichen Vorteile darstellen, insbesondere da in jeder Branche zunehmend disruptive Situationen auftreten, die die Marktlandschaft und die Erfolgskriterien grundlegend verändern.
Wettbewerbsfähigkeit ist der Schlüssel, um Unternehmenskrisen zu vermeiden. Wenn ein Unternehmen nicht mehr über wettbewerbsfähige Produkte oder Dienstleistungen verfügt, gerät es in Schwierigkeiten. Schaut man tiefer in die einzelnen Branchen hinein, wird deutlich: Es scheint vermeintlich immer schwieriger, Wettbewerbsvorteile zu erzielen. Allein über den Preis zu verkaufen, wird oft als letzte Maßnahme gesehen, um in seinem Markt noch überleben zu können.
Sind Sie als Unternehmer*in erst einmal in dieser Preisspirale gefangen, um irgendeinen Gewinn zu erzielen, werden die Zukunftsaussichten düster. Dann noch von nachhaltiger Konkurrenzfähigkeit zu sprechen, ist schwerlich möglich.
Wie können Sie, trotz starker Konkurrenz, wettbewerbsfähig bleiben?
Wie können Sie in Absatzmärkten mit starken Marktpartnern wettbewerbsfähig bleiben beziehungsweise Ihre aktuelle Wettbewerbsfähigkeit dauerhaft erhalten?
Sicher, ein Austritt aus dem Markt kann auch eine Lösung sein, die wir hier aber hier nicht ins Auge fassen wollen. Wir suchen nach Lösungen auf Basis der marktbezogenen Herausforderungen. Ich empfehle Ihnen dazu ein schrittweises Vorgehen:
Schritt 1: Ihre Aufträge nachkontrollieren
Schauen Sie sich rückblickend (empfehlenswert ein bis zwei Quartale) Ihre Aufträge an. Zu jedem Auftrag sind Ihnen möglicherweise noch Einzelheiten bekannt. Wenn nicht, fragen Sie Ihre Mitarbeiter.
Schritt 2: Ihre Kostenrechnung drüberlegen
Im zweiten Schritt: Schauen Sie sich Ihre Kostenrechnung für die von Ihnen als gut bezeichneten Aufträge an. Für die negativ beschriebenen Unterlagen machen Sie ein paar Stichproben. Ziel dieses zweiten Schrittes ist es, Ihre Erinnerungen anhand der Kostenrechnung zu verifizieren.
Beschreiben Sie in Stichworten: Was war – aus Ihrer Erinnerung heraus – bei diesen Aufträgen gut beziehungsweise schlecht, beginnend bei der Auftragsakquisition bis zum Zahlungseingang der letzten Rechnung.
WARUM waren diese Aufträge gut beziehungsweise schlecht? Tipp: Machen Sie dies zum ersten Mal, schreiben Sie auch jedes noch so unwichtige Detail auf, ausgewertet wird später.
Welches waren Ihre wirklich guten Aufträge?
Nach dieser Prüfung analysieren Sie Ihre guten Aufträge noch detaillierter:
- Was war dort am besten?
- Welche Tätigkeit(en) war(en) herausragend?
- Und: Könnten diese herausragenden Tätigkeiten ein Wettbewerbs-Faktor sein? Sowohl aus Kunden-, als auch Unternehmenssicht? Ein Vorteil, der von Ihren Mitbewerbern nicht so leicht zu imitieren ist?
Diese Analyse mag für Sie zunächst schwer und herausfordernd sein, denn Sie müssen sich mit Ihren aktuellen sowie künftigen Wettbewerbsfaktoren auseinandersetzen. Aber es lohnt sich!
”Welcher Teil Ihres Unternehmens läuft gut? Wo liegen Ihre Stärken? Dies sind Ihre kritischen Erfolgsfaktoren und Aspekte Ihres Unternehmens, die stark sind und Ihnen einen Wettbewerbsvorteil verschaffen. Es ist wichtig, diese Stärken zu erkennen und Wege zu finden, auf diesen Stärken aufzubauen, um Ihr Geschäft auszubauen.
Olaf Marticke
Machen Sie jetzt den Gegencheck …
Haben Sie Ihre positiven Wettbewerbsfaktoren (basierend auf Ihren herausragenden Tätigkeiten) gefunden, machen Sie den Gegencheck: Wie stand es um diese Wettbewerbsfaktoren bei den Aufträgen, die sowohl in Ihrer Kostenrechnung, als auch in Ihrer Erinnerung negativ konnotiert sind?
Mit diesem Gegencheck schärfen Sie Ihre Wahrnehmung, künftig nach diesen Wettbewerbsfaktoren Ausschau zu halten und zu beobachten: Wie wirken sich diese Faktoren auf die Kostenrechnung des jeweiligen Auftrags aus?
Ihre Sinne werden automatisch geschärft
Gleichzeitig schärfen Sie so Ihre Sinne, künftig nach Aufträgen zu suchen, bei denen Sie Ihre Wettbewerbsvorteile optimal einbringen können. Nur dann können diese Vorteile auch ihre volle Wirkung zum Nutzen Ihres Kunden, als auch Ihres Unternehmens entfalten.
Wettbewerbsvorteile altern mit der Zeit
Führen Sie diese Realitätschecks regelmäßig durch, etwa quartalsweise, werden Sie feststellen: Auch positive Wettbewerbsfaktoren unterliegen einem Alterungsprozess. Was früher einmal Ihr Wettbewerbsplus war, muss es heute längst nicht mehr sein. Zumal in jeder Branche immer mehr disruptive Situationen auftreten.
Aspekte, die früher einmal als entscheidende Wettbewerbsvorteile galten, heute möglicherweise nicht mehr dieselbe Relevanz oder Wirksamkeit aufweisen. Insbesondere in der heutigen dynamischen Geschäftswelt, in der in nahezu jeder Branche zunehmend disruptive Situationen auftreten, ist es unerlässlich, dass Unternehmen ihre Strategien ständig überprüfen und anpassen, um wettbewerbsfähig zu bleiben und sich an veränderte Marktbedingungen anzupassen.
Mein Praxistipp für Sie
Damit Sie früher oder später nicht von Ihren Wettbewerbern eiskalt überholt werden: Arbeiten Sie kontinuierlich an Ihren Wettbewerbsfaktoren. Schärfen Sie diese nach oder erarbeiten Sie sich neue Vorteile. Dann werden Sie in Ihrer Branche immer zu den Unternehmen gehören, die weitestgehend unabhängig von Nachfrageschwankungen sind.
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