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Wie lange wird es dauern, bis Sie Ihre Vor-Corona-Umsätze wieder erreichen?

Ja – auch wenn der Zeitpunkt heute nicht bekannt ist – wir alle werden zurück zu unserer gewohnten Normalität finden. Geschäfte werden wieder öffnen, wir werden wieder rausgehen, die Zeit der häuslichen Quarantäne in vollen Zügen, vielleicht auch bewusster als je zuvor genießen. Bereits heute ist jedoch zu erkennen: Die Umsatzausfälle dieser Krise werden Sie kaum nachholen können. Alles, was vorher schwer vorstellbar war, wurde urplötzlich – als alternativlos – einfach gemacht.

Die neue Insolvenzordnung – ein Lichtblick für Sie?

Neben dem Rettungsschirm wurde auch die Insolvenzordnung auf die Corona Auswirkungen angepasst. Ziel aller Liquiditäts- und rechtlichen Maßnahmen war es, die Insolvenz­gefahr für einen Großteil der Unternehmen zu vermeiden – so die Initiatoren dieses Rettungsschirms. Auch wenn man es nicht ausgesprochen hat – allen Beteiligten war und ist klar: Mit diesen Maßnahmen können nicht alle Unternehmen gerettet werden. Glücklich, wer als systemrelevantes Unternehmen gilt. Was jedoch, wenn Ihre Firma nicht dazu zählen?

Denken Sie in Szenarien

Spielen Sie gedanklich Ihre Optionen durch: Welche bereits heute erkennbaren Marktsituationen können Sie, ja, sollten Sie auf deren möglichen Auswirkungen für Ihr aktuelles Geschäftsmodell überprüfen?

Hier vier denkbare Szenarien:

  • Szenario 1: Der Idealfall: Ihre Märkte erholen sich unverändert innerhalb der nächsten 3 Monate.
  • Szenario 2: Nach heutigem Kenntnisstand höchstwahrscheinlich: Ihre Absatzmärkte bleiben unverändert – erholen sich aber nur langsam
  • Szenario 3: Nach heutigem Kenntnisstand ebenso denkbar: Die Konsumbedürfnisse Ihrer bisherigen Kunden verändern zum Positiven oder Negativen.
  • Szenario 4: Der schlechteste Fall: Ihren Absatzmarkt wird es nach der Corona-Krise nicht mehr geben.

Sie haben Fragen? Lassen Sie uns reden.

Lassen Sie uns diese vier Szenarien einmal fürs Handwerk durchspielen

Wie ist die aktuelle Ausgangssituation im Handwerk? Nach einer Umfrage des ZDH klagten bereits Ende März 2019 55 % der Handwerksunternehmen über stornierte Aufträge (Quelle: HB Nr. 62, Wochenendausgabe S.13 besser wäre Direkt ZDH). Es ist voraussichtlich nicht anzunehmen, dass sich dies verbessern wird. Unabhängig davon, ob die jeweiligen Kunden ihre Zukunftsaussichten negativer sehen als vor Corona oder man Corona nutzt, um bessere Preise durchzusetzen) ist nicht entscheidend.

Entscheidend ist, dass man in absehbarer Zeit nicht von einem ungebrochenen Boom in der Handwerksbranche weiter ausgehen werden kann.

Handwerks-Szenario 1

Ihre Märkte erholen sich unverändert innerhalb der nächsten 3 Monate

Dieses Szenario geht davon aus, dass sich Ihre Absatzmärkte innerhalb der nächsten drei Monate wieder erholen werden. In diesem Fall müssten die Kunden den Corona-Schreck schnell wegstecken und ihr bisheriges Konsum- und Investitionsverhalten wie vor Corona weiterführen.

Die bisherigen medialen Äußerungen nach dem Motto „die Welt nach Corona wird eine andere sein“ bzw. die nicht mehr in diesem Jahr zu realisierenden Umsätze während der Corona-Phase führen nicht zu einer vertrauensbildenden positiven Zukunftseinschätzung auf der Kundenseite.

Die vorhandene Eigenkapitalstärke Ihres Handwerksunternehmens entscheidet über das kurzfristige Maßnahmenpaket.

Das Problem der Gehälter ist sicherlich durch KUG gelöst. Pferdefuß ist nur hier, dass das Unternehmen dies erstmal vorfinanzieren muss. Reicht Ihre vorhandene freie Liquidität (aus Zahlungseingängen Ihrer Kunden, freien Kontokorrentrahmen) nicht aus, ist der Gang zur Hausbank unausweichlich. Inwiefern hier eine schnelle Lösung gefunden werden kann, ist sicherlich von einer Vielzahl an Voraussetzungen abhängig. Hier entsteht schon die erste Hürde, die übersprungen werden muss.

Können die weiteren Geschäftskosten reduziert werden oder wenn nicht gestundet werden (dann aber nicht bis 30.06. d.J.) schafft dies Voraussetzungen, dass Ihr Unternehmen alle monatlichen Kosten weiterhin zahlen kann. Dann haben Sie die 2. Hürde übersprungen.

Die 3. und entscheidende Hürde ist bei dem Hochfahren die Vorfinanzierung von Materialien (Hier die Frage: Erhalten Sie von Ihrem Lieferanten weiter die Materialien auf Zahlungsziel oder hat dieser bereits auf Vorauskasse umgestellt?). Hierzu kommt dann noch, dass ihr Unternehmen nicht mehr die Mitarbeiter durch KUG finanzieren kann. Schon in diesem Idealfall wird die Liquiditätssituation weiterhin eng bis sehr eng sein und bleiben. Kommt es hier nur zu kleinsten Veränderungen, ist diese existenzentscheidend für Ihr Unternehmen. Glücklich ist der, der über genügend eigenes Geld verfügt, dass in das eigene Unternehmen investiert werden kann. Der Weg zur Hausbank für weitere Kredite dürfte schwierig werden.

Handwerks-Szenario 2

Ihre Absatzmärkte bleiben unverändert – erholen sich aber nur langsam

Sollte diese Marktsituation eintreten, bedeutet dies einen noch längeren Zeitraum für die Finanzierung aller Kosten inklusive der Personalkosten (auch hier: aktuell gibt es nur für 12 Monate KUG). Es ist anzunehmen, dass hier immer weniger Handwerksunternehmen in der Lage sein werden, dies aus Eigenkapital zu finanzieren.

Der Gang zur Hausbank dürfte dann unausweichlich sein. Inwiefern eine Kreditentscheidung (KFW-Kredite) positiv vonseiten der Hausbank gevotet wird, ist sicherlich vom Einzelfall abhängig. Da aber die wenigsten Handwerksunternehmen ihren Jahresabschluss 2019 erstellt haben werden, scheitert schon hier die Kreditanfrage aus formalen Gründen (Der Druck auf die Steuerberater für die zeitnahe Erstellung dürfte hier in diesen Zeiten noch eher zunehmen). Viele weitere Gründe (wirtschaftlicher Art sowie subjektiver Managementeinschätzungen) dürften es dann eher schwerer als leichter machen, Fremdkapital zu erhalten.

Als Handwerksunternehmer müssen Sie alles tun, damit diese Phase so kurz wie möglich gehalten wird. Ihre wesentlichen Aufgaben sind hier Ihr Geschäftsmodell (inklusive der zukünftigen Positionierung) zu überarbeiten sowie Ihre Liquidität sicherzustellen. Um möglichst schnell mit einer anderen/erweiterten Dienstleistung (Produkt) an den Markt zu kommen, sollte bei der Optimierung / Neujustierung auf externe Unterstützung zurückgegriffen werden. Ziel muss es dabei sein, Ihre zukünftige Ertragskraft weiter auszubauen, um möglichst die Finanzierung immer stärker mit eigenen Mitteln realisieren zu können.

Handwerks-Szenario 3

Die Konsumbedürfnisse ihrer bisherigen Kunden haben sich seit der Corona-Krise in dem Absatzmarkt (positiv/negativ) verändert

Tritt diese Marktsituation in Ihrem Handwerksunternehmen ein, kommt neben der Sicherung Ihrer Liquidität noch hinzu, dass Sie veränderten Kundenbedürfnissen gegenüberstehen. Gehörten Sie schon immer zu den Unternehmern, die permanent die Kundenbedürfnisse erforschten, um Ihre Dienstleistung weiter zu optimieren – dann Gratulation: Sie werden dann wissen, wie Sie dies machen müssen, um Ihr Dienstleistungsprofil an die veränderten Marktbedingungen anzupassen.

Haben Sie trotzdem nur eine begrenzte Liquidität, haben Sie zwar einen Plan für Ihre Zukunft, jedoch werden Sie ohne eine Fremdfinanzierung das rettende Ziel nur schwer erreichen.

Handwerks-Szenario 4

Ihren Absatzmarkt wird es nach Corona nicht mehr geben

Der schlechteste Fall von allen ist aktuell zum Glück nicht erkennbar. Es ist sehr unwahrscheinlich, dass Ihr Absatzmarkt durch Corona komplett wegbrechen wird. Sollte dieses Desaster dennoch eintreten, muss alles noch vorhandene Geld (Eigen-/Fremdmittel) in die Entwicklung neuer Dienstleistungsfelder / Produkte gesteckt werden.

Meine 7 Empfehlungen für Ihr Handwerksunternehmen

Diese sind:

  1. Überarbeiten Sie kurzfristig Ihr Geschäftsmodell, wenn Sie zukünftig zu den Gewinnern Ihrer Branche gehören wollen.
  2. Prüfen Sie bei aktuellen noch in Arbeit befindlichen Aufträgen, ob es hier ein Potenzial gibt für Abschlagszahlungen – ebenso ist ein aktives Forderungs­management notwendig.
  3. Gehen Sie auf Ihre Gläubiger aktiv zu, um neue Zahlungsbedingungen oder Stundungen zu erreichen. (Nach jetziger Einschätzung sind Stundungsvereinbarungen bis 30.06. zu kurz. Wenn nicht anders möglich, müssen Sie vor Ende dieses Termins mit den Gläubigern erneut sprechen.
  4. Eigenkapital sollte vor der Aufnahme von Fremdkapital eingesetzt werden. Letzteres muss irgendwann zurückgezahlt werden – auch wenn heute nicht daran gedacht wird.
  5. Updaten Sie Ihre Kreditunterlagen, sofern Sie kurzfristig doch weitere Fremdmittel benötigen.
  6. Bleiben Sie bei alle dem, was Sie von Ihren Marktpartnern fordern, auf dem Boden. Sie wollen auch zukünftig weiter Geschäfte machen.
  7. Laufen Sie gegen die Zeit. Denn mehr denn je gilt: „Die Schnellen werden die Langsamen schlagen“.